Zahlreiche interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer folgten der Einladung des Forum Falkenberg – Freunde der Burg e.V. zur traditionellen Gedenkveranstaltung im Veranstaltungs- und Tagungszentrum unter der Burg. In diesem Jahr wurde neben dem Todestag Schulenburgs (10.11.1944) zugleich der 150. Geburtstag (20.11.1875) von Friedrich Werner Graf von der Schulenburg begangen.
Der 1. Vorsitzende und Bürgermeister Matthias Grundler begrüßte die Gäste herzlich und hob besonders Prof. Dr. Dr. Stefan Piasecki hervor, der im Auftrag des Vereins und der Marktgemeinde die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung zu Schulenburgs Leben fortführt. Grundler kündigte einen „spannenden Abend mit neuen Erkenntnissen“ an – eine Erwartung, die der Vortrag eindrucksvoll erfüllte, wie die folgende Diskussion zeigte.
Neue Forschungserkenntnisse: Schulenburgs geheimdiplomatische Rolle im Kaukasus
Im Mittelpunkt des diesjährigen Vortrags standen die frühen diplomatischen Jahre Schulenburgs im Kaukasus und im Osmanischen Reich, das im Ersten Weltkrieg mit Deutschland verbündet war. Prof. Piasecki beleuchtete eine bisher wenig erforschte Doppelrolle des Grafen, der unter dem Decknamen „Dr. Bergfeld“ als Agent tätig war:
- Unter seinem Decknamen agitierte er im Kaukasus sowohl gegen die verfeindeten Russen als auch dafür, die türkischen Verbündeten Deutschlands in Balance zu halten.
- Eine bislang offene Forschungslücke – man wusste von einem falschen Pass, aber nicht von seinem konkreten Auftrag – konnte durch intensive Archivarbeit im Auswärtigen Amt und im Bundesarchiv geschlossen werden: Schulenburg lieferte Vorarbeiten für militärische Operationen und organisierte die deutsche Unterstützung der georgischen Unabhängigkeitsbestrebungen gegenüber Russland ganz wesentlich. Er war auch persönlich eingeladen und anwesend, als die Unabhängigkeit 1918 ausgerufen wurde.
- Besonders bemerkenswert: Schulenburg wandte sich unter seinem Decknamen an den damaligen deutschen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (Reichskanzler 1909–1917) und setzte sich vehement für ein Eingreifen gegen den Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich ein. Dies stellt eine neue und überraschende Facette seines Wirkens dar.
Prof. Piasecki kündigte an, seine Forschung zur Rolle des „Dr. Bergfeld“ in den kommenden Monaten weiter zu vertiefen – mit der Erwartung weiterer Erkenntnisse zu einer Region, die bis heute geopolitisch hochsensibel ist.
Streng limitierte Sonderbriefmarke zum 150. Geburtstag
Anlässlich des 150. Geburtstags gab das Forum Falkenberg erstmals eine Sonderbriefmarke heraus. Die streng limitierte Marke zeigt ein eindrucksvolles Portrait des Grafen von der Schulenburg.
Die Vorstellung der Marke übernahmen Ideengeber Johannes Bauernfeind sowie Altbürgermeister Herbert Bauer, die das Projekt initiiert und begleitet hatten. Die Sonderbriefmarke ist ab sofort auf der Burg Falkenberg erhältlich.
Kontakt: info@burg-falkenberg.info oder 09637 92 99 450