Lebensstationen bis zum Eintritt in den Diplomatischen Dienst im Jahr 1919
Am 20. November 1875 wird FWS in der kleinen sächsischen Garnisonsstadt Kemberg als Sohn des wenig begüterten preußischen Offiziers Bernhard Graf von der Schulenburg (Offizier im Magdeburgischen Dragonerregiment Nr. 6) und seiner Frau Margarethe geboren.
Nach einem Umzug der Eltern nach Braunschweig besucht er das in der unmittelbaren Nachbarschaft liegende und erst zwei Jahre zuvor gegründete Herzogliche Neue Gymnasium, das spätere Wilhelm-Gymnasium und macht dort 1894 Abitur.
Von 1894 bis 1900 studiert FWS Rechtswissenschaften in Lausanne, Berlin und München. Die Schweiz wurde von zukünftigen Diplomaten als Studienort bevorzugt. 1897 erste und 1900 zweite juristische Staatsprüfung.
FWS das Militär als Pflicht. Schulenburg absolviert nach seinem Schulabschluss eine Grundausbildung als einjähriger Freiwilliger. Im Herbst 1895 wird er als Reserveoffizier entlassen. Schon vor dem Militärdienst steht sein Berufsziel fest: er will nicht die militärische, sondern die diplomatische Laufbahn einschlagen. Bereits vor Beginn seiner Ausbildung als Soldat beginnt er ein Jurastudium. Den Ersten Weltkrieg, in den der fast 40-jahrige Konsul und Offizier ziehen muss, bezeichnet er als „unnötig und dumm“. Aber er sieht sich natürlich in der Pflicht, dem Vaterland als Soldat zu dienen – wenn auch als unfreiwilliger Träger.
Das erste Kriegsjahr wird Schulenburg in Frankreich eingesetzt. Im Sommer 1915 beginnt für den Offizier eine militärisch-diplomatische Mission in Kleinasien. Wegen seiner langjährigen Erfahrung als deutscher Konsul in Tiflis/ Georgien wird er unter anderem mit der Rekrutierung und Führung der Georgischen Legion beauftragt. Deren Ziel war die Sicherstellung der staatlichen Unabhängigkeit Georgiens von Russland bzw. der Sowjetunion.
Am 29.12.1906 wird die Tochter Christa Wernfridis geboren. Mutter ist Elisabeth v. Sobbe , die FWS am 12. Mai 1908 heiratet. Die Ehe wird bereits 1910 wieder geschieden. FWS wird auch nicht mehr heiraten und keine weiteren Kinder haben. Die gesetzlich geforderten Unterhaltszahlungen für seine Tochter leistet er (nach notariellen Auseinandersetzungen) bis zu ihrem 21. Lebensjahr. Danach unterstützte er sie auch weiterhin mit regelmäßigen Zahlungen (monatlich 75 Reichsmark) und vielen Einzelüberweisungen.
Bis zum 1. Weltkrieg ist FWS im konsularischen Dienst. Ab 1911 als kaiserlich deutscher Konsul in Tbilisi (Tiflis) / Georgien. Tiflis war zu jener Zeit, wie Warschau, wo er zuvor tätig gewesen war, Teil des (zaristischen) russischen Reiches. Georgien war seit 1801 eine russische Provinz. 1918 kam es zur Unabhängigkeitserklärung. 1921 wurde Georgien von der Roten Armee zurückerobert und in eine sowjetische Republik umgewandelt. Während des Ersten Weltkrieges versieht FWS an der Kaukasusfront militärische und diplomatische Aufgaben, indem er einerseits türkische Expansionspläne zügelt, andererseits aber den Widerstandskampf der Georgier gegen zunächst zaristisch-russische und später sowjetische Vorherrschaft organisiert.
Von Januar bis Juli 1919 ist FWS in Prinkipo/Türkei interniert. Mit der Kapitulation Deutschlands gerät FWS also in britische Kriegsgefangenschaft.
Nach der Freilassung aus der Kriegsgefangenschaft tritt FWS in den Dienst der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes ein. Im März 1921 wird er Vortragender Legationsrat. Mit dem 1. Juli 1919 beginnt für FWS die eigentliche diplomatische Laufbahn. In der wilhelminischen Zeit war ihm diese wegen mangelnden Vermögens versperrt gewesen In der Weimarer Republik wurde die Trennung zwischen konsularischer und diplomatischer Laufbahn abgeschafft.