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Wollsachfelsen, auf denen die Burg Falkenberg thront (Foto: Eibauer)

Wollsackfelsen

Majestätisch thront die Burg Falkenberg über dem Waldnaabtal. Worauf eigentlich? Auf einer geologischen Besonderheit, die in dieser ausgeprägten Form nur äußerst selten vorkommt. Sie führte sogar zu einer vom Burgsockel ausgehenden Namensprägung.

Der Felsen, auf dem die Burg Falkenberg steht, ist die Typlokalität für den Falkenberger Granit. Die Typlokalität ist in der Geologie und der Mineralogie der Ort (Lokalität), von dem ein Gestein oder Mineral für dessen erstmalige wissenschaftliche Beschreibung stammt. Hier wurden vor 150 Jahren die Begriffe Wollsackverwitterung und Wollsackfelsen erstmalig verwendet. Die Bezeichnung ist heute allgemein wissenschaftlich gebräuchlich.

Ähnliche Felsformationen sind in der Region mehrfach zu finden. Zum Beispiel die Burgruine Schellenberg (zwischen Silberhütte und Georgenberg) oder im Naturschutzgebiet Eger bei Neuhaus im Gemeindegebiet der Stadt Hohenberg an der Eger.

 

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Karte der 100 schönsten Geotope in Bayern (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)

Eines der 100 schönsten Geotope

Der Burgberg, auf dem sich die Burg Falkenberg erhebt, gehört zu den 100 schönsten Geotopen in Bayern und hat die Nr. 4. In die Liste Bayerns schönste Geotope wurden vom Bayerischen Landesamt für Umwelt Objekte aufgenommen, die wegen ihrer Schönheit, Seltenheit, Eigenart oder ihrem hohen wissenschaftlichen Wert herausragen. Alle sind für die Öffentlichkeit leicht zugänglich und gestatten, wie durch ein Fenster, einen Blick weit zurück in die Erdgeschichte Bayerns.

Für geologisch Interessierte ist durch den Bau des Aufzugs und der Fluchttreppe in einem durch den Felsen getriebenen Schacht ein Traum wahr geworden: Das innerste des Felsmassivs der Burg Falkenberg lässt sich jetzt Meter für Meter erkunden.

Alle Standorte der 100 schönsten Geotope Bayerns sind mit Informationstafeln ausgestattet. Für jedes Geotop ist ein Faltblatt erhältlich.

Link: http://www.lfu.bayern.de/geologie/geotope_schoensten/index.htm

 

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Geologische Karte der Gegend von Falkenberg (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)

Über 300 Millionen Jahre alter Granit

Das Flussufer und die Talwände der Waldnaab säumen in der Region um Falkenberg haushohe Granitfelsen, die sich durch besonders robustes Gesteinsmaterial auszeichnen und vor 310 bis 320 Millionen Jahren in der Mitte der Karbonzeit entstanden. Mit Hilfe des radioaktiven Zerfalls einiger chemischer Elemente in bestimmten Mineralen konnten fast alle Granite Ostbayerns zeitlich eingeordnet werden.

Der Falkenberger Burgfelsen besteht aus porphyrischem Granit. In einer feinerkörnigen Grundmasse aus Quarz, Feldspat und Glimmer (vorwiegend der dunkle Glimmer Biotit) sind wesentlich größere Kristalle (Einsprenglinge) aus Kali-Feldspat eingestreut. Der Falkenberger Granit gehört demnach zur Gruppe der älteren variszischen Granite, die als Magma über Spalten einen Weg in die obere Erdkruste fanden und erstarrt sind.

Vor allem die grobkörnigen, porphyrisch oder farbintensiv ausgebildeten Granite werden als Werksteine für Fassaden, Grab- und Denkmäler oder auch als Pflastersteine verwendet. Falkenberger Granit tritt nur an wenigen Stellen unzersetzt zu Tage. Früher wurde er bei Hohenwald, als helle Varietät auch bei Liebenstein als Eisgranit gebrochen.

Für Granite ist die Kombination aus horizontaler und vertikaler Klüftung typisch. Sie ist zum einen eine Folge der Schrumpfung bei der Abkühlung des Magmas, vor allem aber bestimmen oberflächenparallele „Entlastungsklüfte“ die heutige Struktur des Granitkörpers. An diesen Schwächezonen greift die Verwitterung an. Sie rundet die zunächst kantigen Kluftkörper und führt so zum Bild gestapelter Säcke, der Wollsackverwitterung.

 

 

 

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Grafische Darstellung der Entstehung der Wollsackfelsen (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)

Erdgeschichtliche Einordnung

Der Falkenberger Granit liegt im zentralen Teil des Variszischen Gebirges, das heute weitgehend abgetragen ist. Gegen Ende des Erdaltertums kollidierten im Bereich des heutigen Mittel- und Westeuropas Landmassen und türmten ein mächtiges Faltengebirge auf. Innerhalb der Böhmischen Masse, ein zentraler Teils des Gebirges, befinden sich unter anderem das Fichtelgebirge und der Oberpfälzer Wald.

Ablagerungsgesteine (Sedimente) und Gesteine vulkanischen Ursprungs, die sich vorher zwischen den Kontinenten in ozeanischen Becken gebildet hatten, wurden in die Tiefe versenkt und unter den dort herrschenden Drucken und Temperaturen in andere Gesteine, z.B. Gneise, umgewandelt (Metamorphite). Teilweises Aufschmelzen dieser Metamorphite führte zur Bildung von Magmen, die vielfach an Schwächezonen aufstiegen, oft aber schon einige Kilometer unter der Erdoberfläche stecken blieben.

Ein typisches Beispiel für solche in der Tiefe erstarrten Gesteine (Plutonite) ist der Falkenberger Granit. Anhaltende Bewegungen in der Erdkruste zerlegten in den folgenden Jahrmillionen das Variszische Gebirge an großen Bruchzonen in einzelne Massive, die sich heute als Mittelgebirge darstellen. Verwitterung und Abtragung legten das Gebirge bis auf das Niveau der eingedrungenen Granite frei, die heute einen Teil der Landoberfläche bilden.

 

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